Geschrieben von crav4del8 am 04. Februar 2003 15:20:51:
E s war einmal ein großer Riese, der viele Jahre alleine in seinem Wald gelebt hatte, weil er nicht wußte, wie er mit anderen Geschöpfen in Kontakt kommen konnte. Eines Morgens spürte er, dass er krank war. Am Mittag und Abend waren die Probleme noch immer nicht verschwunden, tags darauf fühlte er sich nur wenig besser und als die Schwierigkeiten am 3. Tag noch immer Wirkung zeigten, da wurde er ungeduldig und ängstlich.
Er zog hinaus in die Welt, und dort traf er auf Menschen, was ihn sehr verunsicherte. So zog er schweigend durch die Städte und wußte nicht wohin. Hin und wieder begegnete er Menschen, die sein Leid erkannten, Mitleid empfanden oder sein Leid nicht ertragen konnten. Zuweilen boten sie ihm mehr aus Hilflosigkeit alte oder neuste Heilmittel und Medikamente an, die der Riese, glücklich einen Weg gefunden zu haben, in Kontakt zu kommen, gerne und allesamt annahm. Nach und nach entwickelte der Riese ein Gespür dafür, wenn er nach Medizin fragen konnte, er lernte sein Leiden offen zu zeigen und zur Schau zu stellen, und hatte so das Gefühl, endlich beachtet zu werden. Ähnlich ging es den Helfern, die sich daran erfreuten, mithelfen zu können, dem Riesen sein riesiges Leid zu mindern, sein riesiges Geld zu bekommen, oder von ihm riesig undankbar getreten zu werden.
Besonders jene, die Interesse daran hatten, ihre eigene Selbstlosigkeit und die riesige Undankbarkeit der Welt bewiesen zu bekommen, kamen voll auf ihre Kosten, denn der Riese war so glücklich, mittels seines Leids endlich eine Möglichkeit gefunden zu haben, in Kontakt zu kommen, sodass er von anderen Themen oder Dankbarkeit nichts wissen wollte. Hatte er seine Medizin bekommen, so trat er lautstark nach den Gebern, jammerte über die Unbeeinflussbarkeit seiner Erkrankung, die Unverschämtheit der Helfer… um sogleich sich den nächsten Freiwilligen zuzuwenden.
Und wenn er nicht seine Vergiftung erfolgreich vollendet hat, dann versucht der Riese das mit großer Genugtuung noch heute.
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