Über den Umgang mit Suizidentscheidungen Schwerstbetroffener

Geschrieben von crav4del8 am 24. Juli 2002 10:05:03:

Hallo Du;
Ein Schwerstbetroffener und seine Entscheidung hat sicher sehr viele von uns hier sehr getroffen und betroffen gemacht (auch mich), zumal man mit derselben Diagnose sich vielleicht ja auch näher „dran“ an einer solchen Entscheidung wähnt.
Nachdem nun sicher auch andere überlegen, diesen Weg zu gehen, dies teilweise ja auch immer wieder hier proklamiert wird und ich endgültig drohe abzustumpfen (es fällt mir zuweilen zunehmend schwerer, den einen oder anderen „Suizidbeitrag“ noch empatisch aufzunehmen) meine verzweifelte Frage:
Wie glaubst Du kann oder sollte man mit solch einer Entscheidung umgehen?
Ich möchte mir kein Urteil darüber erlauben, ob z.B. die Entscheidung von IHM nun „richtig“ oder „falsch“ war, zumal ich ihn und seine Situation nicht kannte.
Zuweilen habe ich mich gefragt, was es denn bedeuten könnte, dass geschrieben wurde, dass ER nun seine Krankheit „besiegt“ hat, und wie denn dann ein „Verlieren“ aussehen könnte, aber auch darüber möchte ich genausowenig ein Urteil anmaßen, wie über den einen oder anderen Beitrag hierzu, über den ich mich „gewundert“ habe.
Ich habe mich hier zu der These hinreißen lassen, dass es die Aufgabe von Freunden sein könnte, immer für das Leben zu kämpfen.
Ich finde es sehr schwierig, mir vorzustellen, dass ich solch eine Entscheidung eines mir lieben Menschen akzeptieren könnte, ohne daran zu verzweifeln. (Wohin sollte ich denn mit den mir selbstmachenden Vorwürfen, nicht alles versucht zu haben, dafür zu kämpfen, dass es vielleicht doch noch „lebenswerte“ Momente geben könnte…) Dabei bin ich durchaus darin geübt, anderen selbstverantwortlich Entscheidungen zu überlassen, aber bei so einer Absolutheit tue ich mir sehr schwer.

Ich bin mir bewußt, dass man bestimmte Aggressionen und „Zerstörungen“ nicht vermeiden und verhindern kann, und akzeptieren muss. Dies gilt sicher für solch furchtbare Dinge wie die Malatschik als auch für die eine oder andere „bewußtere“ Entscheidung. Niemand kann sich bewußt selbst schädigen, weil er/sie immer im Glauben ist, das Beste für sich und andere zu entscheiden. Dennoch habe ich mit einer solch endgültigen Entscheidung bzw. vor allem dem Umgang damit große Bauchschmerzen, und ich würde mich freuen, die eine oder andere Idee zu erhalten, wie man damit umgehen kann, ohne zu verzweifeln. Bislang rührt sich in mir heftiger Widerstand, mir vorzustellen, wie wir hier nach und nach vielleicht recht wortreich den einen oder anderen „kampflos“ „verabschieden“, zumal mein Eindruck ist, dass hier oftmals mehr an „Einsamkeit“, als an konkreten Malatschik-Symptomen „gelitten“ wird.
Dabei geht es mir mit diesem Beitrag insgesamt keineswegs darum, gefallene Entscheidungen anzuzweifeln oder aufzurühren, sondern darum, vielleicht daraus zu lernen, und neue Umgangsformen zu finden.

mit lieben Grüßen

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