Rede an mich selbst?!

Geschrieben von crav4del8 am 07. März 2003 13:08:42:

Ich frage mich immer, was die anderen mit gut und böse meinen, weil ich mit so allgemeinen Aussagen: die Welt ist soundso wenig anfangen kann, außer dem bunt 🙂 und an Selbstläufer und Vorherbestimmtheiten glaube ich auch nicht wirklich.

Es kommt doch immer darauf an, wie wir die Welt für uns sehen, es gibt da kein richtig oder falsch, sondern ich finde es gilt zu verstehen, wie anderen das eben sehen.

Alles was wir tun, tun wir (auch) für uns selbst… weil wir nicht anders können… .

Ich agiere hier und anderswo immer als Mensch. Ich bin so. Im Vergleich zu anderen Psychologen und Therapeuten ist mir neulich allerdings aufgefallen, unterscheide ich mich doch sehr.

Ich mache meine Arbeit nicht in Ikea-Sesseln, in irgendeiner Praxis oder einem Büro zu festen Zeiten, sondern meist bei meinen KlientInnen zu Hause. Meine Klienten würden sich meist niemals in irgendeine Praxis begeben, und deshalb gehe ich zu ihnen, und Jugendliche z.B. nehme ich oft auch mit zu mir… . Heute morgen z.B. hab ich 2 Stunden auf dem Sozialamt gesessen, um einen Klienten zu begleiten, und er hat mir Dinge aus seinem Leben anvertraut, die er sonst wohl nur sehr selten erzählt und gleichzeitig haben wir noch eine Wohnung bzw. eine Kostenübernahme für ihn organisiert… Davor war ich mit einer Familie beim KJPD, weil der 4 jährige kräftig Schwierigkeiten macht, und er ins Heim kommen sollte, was ich gemeinsam mit der Familie nun zu verhindern versuche. Das alles kann ich nicht als irgendein theoretischer Psychologe tun, sondern nur als Mensch, der möglichst einfühlsam und verständig mit seinen KlientInnen umgeht.

Dass dies hier nicht immer so erscheint, und dass ich hier sicher auch zuweilen aggressiv und anders bin, ist sicher richtig, aber ich habe hier auch nicht meine Klienten und so leid es mir tut, ich rede hier eben auch zu mir selbst, und muss mir offensichtlich gewisse Dinge immer wieder sagen, um nicht selbst zu verzweifeln.

Auch ich habe Malatschik. Ich bin sehr traurig und verzweifelt darüber, und meine Arbeit fällt mir aufgrund von Symptomen nicht immer leicht. Ich wäre an vielen anderen Stellen gerne viel hilfreicher, und für mich ist das alles nun wirklich auch nicht immer einfach. Ich versuche hier auf eine Art gegen meine eigene Depression anzuschreiben, und selbstverständlich wissen hier viele genau, dass man mich mit solch Aussagen von wegen „die Welt ist böse“ erreichen kann, gerade weil auch ein Teil von mir recht laut diese Meinung vertritt. Ich möchte diese Stimme nicht unterdrücken, aber ich möchte auch nicht, dass die Depression die Oberhand gewinnt. Ich erlebe tagtäglich wohin das bei meinen Klienten führt, und ich erlebe tagtäglich, dass es sich dagegen zu kämpfen lohnt. Dennoch ist das nicht immer leicht für mich, und ich bin sicher, für viele anderen auch nicht.

Ich kann hier nur mich und meine Anregungen anbieten, (und ich bemühe mich mit meinen Anregungen möglichst Unterschiede deutlich zu machen, und eben nicht nur zu schreiben: „frag doch mal Deinen Arzt“.

crav4del8

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