Wir alle haben Angst! Es ist ganz normal mit „Malatschik“ Angst zu haben. Das sollte Dir keine zusätzliche Angst machen. (Suizidphantasien -ach doch besser nicht!)

Die von Dir angesprochene Furcht, keinen Einfluss mehr zu haben, ausgeliefert zu sein, ist sicher auch eine ganz menschliche.

Ein häufiger Versuch, eine „Ausweg“ mit dieser Furcht klarzukommen, sind Suizidphantasien.

Begeht man Selbstmord, dann glaubt man, hat man die ganze Welt in der eigenen Hand. Man ist nicht machtlos, sondern glaubt, der mächtigste Mensch der ganzen Welt zu sein. Vor lauter Angst, machtlos zu sein, sucht man nach der mächtigsten Phantasie und welche mag da mächtiger scheinen, als jene plötzlich wieder über das eigene Leben wie ein Gott entscheiden und bestimmen zu können.

Auch das Gefühl machtlos und ohnmächtig zu sein, ist manchmal ein Teil des eigenen Lebens und jeder Säugling wird sicher beständig davon „überschwemmt“. Hätten kleine Kinder in bestimmten Situationen solche Pillen oder andere Möglichkeiten sich oder die Welt zu zerstören: die Menschheit wäre längst ausgestorben. Nur weil man älter geworden ist, muss es einem noch nicht leichter fallen, mit solchen Gefühlen und Ängsten umzugehen. Warte einfach ab, und viele, die heute vom eigenen Suizid träumen, werden sich in vielen Jahren ganz sicher geradezu an jeden Rest ihres Lebens klammern. Ich halte dies für respektabel und wichtig. Außer diesem Leben haben wir nunmal kein anderes, und wer früher stirbt – ist nur noch länger tot.

Liebe Grüße

crav4del8

Und auch dazu:

Verzweifelte Todessehnsucht statt Mut auch mit kränkender Trauer zu leben
Geschrieben am 02. Juli 2006 17:27:54:

Nachdem alle Jahre wieder in der einen oder anderen Variante da Thema Suizid aufkommt, diesmal verkleidet hinter der Frage, bei welchen Wahrscheinlichkeiten letaler Folgen würdest Du einer absolut hilfreichen Malatschik Behandlung zustimmen, möchte ich versuchen zwei drei Gedanken zu formulieren, die mir selbst helfen sollen, mir über das Thema wieder klarzuwerden.

So kann ich mich noch erinnern, wie früher mal fast schon bewundernd der Gang eines Schwerstbetroffenen in die Schweiz und den selbstgewählten Tod „begleitet“ wurde. Auch erinnere ich mich an die Stammzellentransplantation eines anderen wohl weniger schlimm Betroffenen, der wenn nicht seinen sicheren Tod, so doch zumindest sein Leben zu einem mir sehr hoch scheinenden Prozentsatz damit riskiert hat.

Von solchen ganz realen Vorgängen abgesehen, glaube ich, dass die Verzweiflung, einem nun bewußt oder nicht- regelmässig dazu führt, sich dem Gedankenexperiment zu stellen: und was, wenn ich mich töte? Dann habe ich die totale Kontrolle, ich bin wieder und endlich vollkommen Herr meiner selbst und der ganzen Welt, ich habe die Macht, mein Leben zu riskieren. (Gerade paradox, die Idee dabei, auf diese Weise könnte man geheilt werden)

Nun denn, ich bleibe dabei: Freude von sich und anderen kämpfen FÜR das Leben und gegen die Ausmusterung. Solange man lebt, ist das Leben auch lebenswert, so die Theorie, auch wenn Ausnahmen diese Regel letztendlich auch doch nur bestätigen. Wer den eigenen Tod (mehr oder weniger verdeckt phantasiert.) an die Wand malt – und ansonsten gar wenig glaubhaft verkündet, wie glücklich er mit seiner Krankheit doch ist, der macht sich in meinen Augen mehr als verdächtig nur tiefster Verzweiflung und dem Neid und Hass ausgeschlossen sich zu fühlen, einer Gemeinschaft vermeintlicher „Gesunden“.

Wahrscheinlich ist man so, schon etwas mehr tot als jene, die auch die Trauer können zulassen.

Eine Antwort

  1. Zur in MS-Kreisen beliebten Frage der Psychosomatik:

    „Axel Schweickhardt definierte 2005: „Psychosomatik bedeutet, dass Körper und Seele zwei untrennbar miteinander verbundene Aspekte des Menschen sind, die nur aus methodischen Gründen oder zum besseren Verständnis unterschieden werden. Dies bedingt keine »lineare« Kausalität in dem Sinne, dass psychische Störungen körperliche Krankheiten verursachen. Solches würde zu einem Dualismus führen, bei dem es Krankheiten mit psychischer Genese und Krankheiten mit somatischer Genese gibt. (…) Ein einheitliches Modell für die Wechselwirkungen zwischen Körper, psychischen Prozessen und Umwelt existiert nicht. Meist werden Teilaspekte beschrieben, die von unterschiedlichen Theorien aufgenommen werden.\“ … aus http://de.wikipedia.org/wiki/Psychosomatik

    Das halte ich für sehr reflektiert und bedenkenswert.

    Jeder Versuch, zum heutigen Zeitpunkt, eindeutige Kausalitäten der Qualität: ich habe MS aufgrund von Borellien, Toxoplasmen, Amalgam oder Quecksilber, weil ich viel Stress hatte, etc pp. bzw. es gibt da eindeutige Schubauslöser, die ich vermeiden kann, bleiben also purer Glaube, Spekulation, und sind der Motivation verdächtig, es nicht ertragen zu können, Nichts zu tun.

    So eine MS ist heute also am ehesten meiner Auffassung nach mit einem Vulkanausbruch oder Erdbeben zu vergleichen, bei dem Betroffene eben in der Nähe wohnen, nicht wegziehen können, und also sehen müssen, wie sie möglichst das Beste aus der Situation machen. Bestimmte Vorkehrungen kann man treffen (und. z.B. nicht eine Lehre als DachdeckerIn beginnen oder Profi-Sportler werden wollen.) Gegen die Ausbrüche selbst oder die Erschütterungen, da mag man hoffen und beten. Diverse Aktivitäten darüber hinaus scheinen mir schnell kontraproduktiv und zusätzlich schädlich.

    Dass entsprechende psychotherapeutische Verfahren oder Ideen beim Umgang mit MS sehr hilfreich sein können, bzw. dass es sich Betroffene leichter oder (z.B. durch beständiges Rennen zu Fachleuten, verzweifelter Suche nach Heilmitteln, in schnell einschränkenden, angstmachenden Selbsthilfegruppen…) es sich auch noch schwerer machen können, steht wohl außer Frage.

    MS und Lebensfreude, das muss sich nicht zwingend ausschließen, wobei so eine MS macht es auch keineswegs leichter, sondern erstmal wütend, verzweifelt, traurig.

    Die Psyche ist also wichtig. Oft sehr wichtig. Andere sind per se recht lebendig, wach und gesund. Aber von Heilung bei MS zu reden, das halte ich aktuell für masslos übertrieben. MS wird bislang gar nicht geheilt, leider. Allenfalls gibt es sehr leichte Verläufe. Und wer einen leichten, wer einen schwereren Verlauf hat, das mag sich mit der Zeit abzeichnen, kann sich doch jederzeit auch ins Negative ändern, ist und bleibt reine, aktuell von uns nicht zu beeinflussende Glückssache. Oder kann jemand Vulkanausbrüche oder Erdbeben verhindern?

    Hypnotherapeutische Ideen sind mir (u.a. neben systemischen und analytischen…) durchaus vertraut oft hilfreich und wichtig. Zuweilen kann es vielleicht sogar gelingen, eine Art \“Reset\“ herzustellen, und das eine oder andere Trauma so zu behandeln. Das könnte gegen Fatique helfen, vielleicht auch das eine oder andere Symptom mildern. Die MS heilen oder zukünftige Schübe oder Verschlimmerungen verhindern – daran glaube ich auch hier nicht – bzw. ich finde es unseriös, solche Ideen auch nur zu präsentieren. Das gilt meines Erachtens für Neurologen und ihre \“Basistherapien\“, für Heilpraktiker, entsprechende Psychos, Alternativ-Mediziner, Rohkostfans, Kaffeesatzleser oder AmalgamkritikerInnen.

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