Wann beginnt die eigene Erkrankung?

Meiner Meinung nach hat man „Malatschik“ von dem Moment an, wo die Diagnose gestellt ist. Genauso ist derjenige „schwerbehindert“, der eben einen Ausweis hat.Zudem könnte man rückwirkend sagen, beginnt die „Malatschik“ ab dem Moment, wo man einen ersten ernsthaften Zweifel hat. Von da an nimmt das Unheil seinen Lauf. Der oder die Betroffene beginnt dem eigenen Körper zu mißtrauen. Fühlt sich gekränkt, krank, es stimmt was nicht mehr und wird wohl nie mehr stimmen. Rückwirkend ist dieser Augenblick, jener schmerzliche Gedanke, der sich nicht mehr verdrängen hat lassen der Beginn der „Malatschik“.

Je länger es gelingt, diese Zweifel klein zu halten, desto besser!

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2 Antworten

  1. Angesicht von Sätzen der Art „ Ich habe MS- die MS hat nicht mich“, frage ich mich, was könnte das genau bedeuten?

    Meines Erachtens ist so eine Diagnose „MS“ (zum gegenwärtigen Stand) ein lebenslängliches Urteil. Fortan gehört „diese MS“ zu mir dazu, wie mein Geburtsjahr, meine Körpergröße, meine Augenfarbe oder mein Zustand „schwerbehindert“, den ich allerdings inzwischen nicht mehr „nur“ wegen der Diagnose, sondern leider auch aufgrund diverser heftiger daraus resultierender Einschränkungen (verliehen) bekommen habe.
    Insofern bin ich bekanntlich der festen Überzeugung, es ist in vielen Fällen bei eher leichterer Symptomatik im Interesse der eigenen Lebensqualität viel besser, möglichst lange auf die Diagnose zu verzichten. Hat mich das Urteil „MS“ einmal getroffen, dann werde ich von diesem Moment an, wohl zeitlebens mehr oder weniger damit zu tun haben.

    Leugnen bzw. Weglaufen macht von da an keinen Sinn mehr. Siehe:

    http://www.dmsg.de/multiple-sklerose-forum/index.php?w3pid=msforum&kategorie=forum&tnr=8&mnr=224941

    Es gilt meines Erachtens von da an, sich mit der eigenen MS auseinanderzusetzen, möglichst zu akzeptieren: ICH BIN MS.

    Damit selbstbewusst umzugehen, sich dem zu stellen sollte zudem langfristig wesentlich weniger innere Energie kosten und mehr Lebensfreude und Lebendigkeit ermöglichen, als ständig den Kopf in den Sand oder mir selbst und aller Welt vorzuspielen versuchen, dass mit mir doch alles in Ordnung ist. Auch gibt es keinen Grund, sich vorwiegend in Selbsthilfegruppen und nur noch unter ebenfalls Betroffenen zu tummeln. Die Welt ist facettenreich und bunt. So eine Erkrankung ist furchtbar, aber auch andere Menschen haben bereits den einen oder anderen Schicksalsschlag hinter sich, es gilt Solidarität zu leben und zu erleben, und auch anderen mag es nicht schaden, mit Einschränkungen und dem Thema (drohende)Behinderung konfrontiert zu sein. Mit MS ist jemand keinen Deut mehr oder wenig (liebens)wert, klug, reflektiert, interessant, … als ohne.

    Mein Alter, mein Gewicht, meine Haarfarbe oder Haarlänge kann und wird sich ändern. Die Diagnose MS, die Bedrohung und möglicherweise (zunehmende) daraus resultierende Einschränkungen gehören zu mir dazu, ungefähr so wie mein Geburtsjahr oder meine Körpergröße. Ich bin 1971 geboren. Ich bin 189cm groß. Ich bin MS. Was auch immer das nun ist?!

  2. P.S.:
    Das Nadelöhr der Sprache, das ist doch viel zu klein, um auszudrücken, was „Ich“ nun alles meinen könnte. Insofern ist ein „Ich bin MS“ selbstredend eine Verallgemeinerung der gröbsten Art, gerade mit der Idee, auf einen Aspekt aufmerksam zu machen: diese MS gehört fortan zu mir dazu, wie eben z.B. mein Geburtsjahr. Und das Geburtsjahr ist vielleicht auch voller Assoziationen, Geschichten, Erinnerungen, aber schlussendlich kann ich nichts dazu, es gehört zu mir, hat mich geprägt und prägt mich weiter.

    Mut zum Weiterleben? Woher kommt das Problem, bzw. die Idee, dass es daran mangelt? Soll das bedeuten, dass viele dieser Phrasen darauf hindeuten, dass es hier bei den AutorInnen gerade an diesem Mut mangelt, und sie sich entsprechend selbst diesen Mut einzuhyponotisieren versuchen? (rhetorische Frage) Und ist dann mein selbstbewusstes „ICH BIN MS“ nicht gerade auch ein Weg, raus aus der Depression, in das Licht der Öffentlichkeit, ein „Seht her, hier stehe ich!“ mit MS, es ist nicht immer leicht. Und manchmal – immer öfter- kann auch ich drüber lachen.

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