Geschrieben von crav4del8 S. am 30. Juli 2002 19:44:14:
Vodoo -death!
So heißt ein klassisches Referat des amerikanischen Physiologen (nicht Psychologen!) Walter Cannon, der eine Anzahl mysteriöser, plötzlicher und schwer zu erklärender Todesfälle nach Verfluchung und Verzauberung oder dem Brechen von mit dem Tode bedrohten Tabus untersucht hat. Z.B: ein junger afrikanischer Jäger erlegt und isst irrtümlich eine bestimmte tabuisierte Wildente, bemerkt sein „Verbrechen“ verfällt in Verzweiflung und stirbt innerhalb von 24 Stunden. Oder ein brasilianischer Indio wird vom Medizinmann mit einem Fluch belegt, ist unfähig, sich gegen seine eigenen emotionalen Reaktionen zu wehren und stirbt wenige Stunden später. …
So bei Paul Watzlawick: „Die Unsicherheit unserer Wirklichkeit“ nachzulesen. An anderer Stelle schreibt er:
„Man bewundert Menschen, die gelassen in den Tod gehen. „Anständiges“, gefasstes Sterben, das nicht mit dem Unvermeidlichen hadert, galt und gilt in den meisten Kulturen als Ausdruck von Weisheit und ungewöhnlicher Reife. Um so überraschender und ernüchternder sind die Ergebnisse der modernen Krebsforschung, die nahelegen, dass die Sterblichkeitsrate jener Patienten höher ist, die sich in reifer, abgeklärter Weise auf den Tod vorbereiten, oder die, wie das KZ-Opfer F., aus welchem Grund auch immer, einer negativen sich selbst erfüllenden Prophezeiung anheimfallen.“
Es macht mich fast schon wieder traurig, dass ich an dieser Stelle schon wieder Sorge habe, man wird mich merkwürdig interpretieren, sodass ich mich erstmal offenbar rechtfertigen muss, und erklären muss, dass ich dies nicht konkret in Zusammenhang mit einem bekannten Todesfall zu bringen gedenke, und dass auch mir klar ist, dass Menschen irgendwann sterben müssen, und am besten selbst bestimmen, wann es soweit ist. (Womit ich meine, dass ein „natürliches“ Einschlafen und nicht mehr Aufwachen selbstverständlich auch selbstbestimmt ist!)
Mein Anliegen ist es vielmehr, die ja nicht unbedingt neue Idee zu transportieren, dass unser Leben und unsere Krankheit in gewissen Bahnen sicherlich auch von der Art und Weise abhängt, wie wir damit umgehen, und wie wir selbst davon bewusst und unbewusst denken. (Bei dem was Ärzte und andere und vor allem wir selbst uns so teilweise suggerieren, …)
Damit geht es mir nicht darum zu behaupten, man bekäme solch eine schlimme Krankheit nur, weil man irgendetwas falsch gemacht hat, sei es Amalgam hat verwenden lassen oder irgendeine Kindheitsangst nicht richtig bewältigt hat, auch diesen Ansatz finde ich eher „gefährlich“… . Ich glaube, dass die eigene Vergangenheit eine Menge Einfluss auf das eigene Leben, Sichtweisen und Handlungsstrategien hat, und dass es sich oftmals sicherlich lohnt, dies genauer zu analysieren.
Hier geht es mir vielmehr um die Frage, wie unsere aktuelle Einstellung, unsere jetztigen Gedanken und Phantasien sich auf unser Leben auswirken, und in Anbetracht der oben zitierten Gedanken, bekomme ich hier zunehmend Schwierigkeiten… .
Ich glaube nicht, dass es darum gehen kann, dass man nun daraus folgert, alle negativen, angstauslösenden Gedanken möglichst beiseite zu stellen, und diese zu leugnen versucht. Zwingend notwendig erscheint es mir allerdings zu sein, dass man auf keinen Fall seine Hoffnung verliert! (worauf auch immer man hoffen möchte…)
Wenn ich immer mal wieder von MalatschiklerInnen die Frage lese oder höre, ob es mir „noch“ gut geht… dann bekomme ich Bauchschmerzen, denn was soll es denn bedeuten, dieses „noch gut?“ Da erwartet doch geradezu jemand, dass es mir bald oder irgendwann nicht mehr so gut geht, und wenn ich nicht aufpasse, dann ist dieser jemand, der so denkt, ganz schnell auch der meinige, um mal ein vielleicht nicht ganz so harmloses aktuelles Beispiel zu nennen.
So viel mir die Auseinandersetzung mit dem weiten Feld der Schwierigkeiten, die uns unsere Krankheit auferlegt, sicherlich gebracht hat,… ich bin mir nicht sicher, ob dies nicht vielleicht alles auch ein Ringen um Hoffnung und gegen die Verzweiflung ist, und dass es gar nicht so einfach ist, diesen Kampf hier immer wieder zu bestehen. Vielleicht sind die diversen Auseinandersetzung hier auch teilweise oftmals schlicht und einfach „Ablenkungsmanöver“, um nicht der Verzweiflung, Wut, und Resignation zum Opfer zu fallen?! (Es ist nicht nur meine Erfahrung, dass der Umgang von Behinderten untereinander oftmals sehr problematisch ist. Neid, aber sicher auch die immer wieder aubrechenden Drohungen mögen hier eine gewisse Rolle spielen.)
Ich hoffe doch, dass ich irgendwann einmal lange genug an den ganzen Schwierigkeiten „festgehalten“ habe, dass ich es genug sein lassen kann, und andere, freiere Wege zu finden vermag, wobei ich glaube, dass dies nicht bedeutet, dass ich nun aller Probleme ledig sein werde, wenn ich mir nur noch „positive Gedanken“ mache und mich mit manch „Müll“ nicht mehr belaste. Ich meine nur: wird der „Müll“, das Ausmaß des depressiven Gedankengutes zu groß, und betrifft dies alles auch noch Menschen, die mir größtenteils erstmal „nur“ aufgrund derselben Diagnose innerlich besonders nahe gekommen sind, dann kann es für mich heftig schwierig werden, und ich bin momentan gewillt, mir im bekannten Ausmaß dies nicht mehr zumuten zu wollen.
Mich in dem Sinne bei den MitsteiterInnen für manch „Verfehlung“ zu entschuldigen ist sicherlich nur zum Teil angemessen, denn es war dann ja immer ein gemeinsames „Spiel“ bzw. „Ablenkungsmanöver“, und beide Seiten hatten davon ja dann auch ihren „Gewinn“.
Vielmehr wichtiger ist es mir, mich für all die hilfreichen Gedanken und Anregungen ein weiteres Mal bedanken!
Vollständig auch aus dieser Welt verschwinden, werde ich sicherlich nicht.
🙂
Herzliche Grüße
crav4del8
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